6 Fotografen, sechs Portraits der selben Person

Sechs Fotografen machen 6 Portraits mit unterschiedlichen ErgebnissenSechs Fotografen machen 6 Portraits mit unterschiedlichen Ergebnissen

Was passiert, wenn ein Fotograf nur eine knappe Beschreibung über eine Person hat, die er noch nie kennen gelernt hat. Und wenn er danach sofort ein Portrait dieser Person erstellen soll. Es siegt das Vorurteil und nicht der Blick auf den Menschen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Porträts gehören zur Königsdisziplin in der Fotografie. Denn besonders bei der Menschenfotografie zählen andere Dinge als die Technik. Einem wesentlichen Faktor schenkt man als Fotograf oft nicht die nötige Aufmerksamkeit oder lässt sich nur allzuleicht von Äußerlichkeiten blenden: Dem Menschen, den man portraitieren möchte. Das wirklich Spannende ist, wie man das Wesen der Person möglichst so darstellt, wie man ihm begegnet – abseits aller Klischees, Vorurteile und Masken, die nun mal jeder von uns mit sich herumträgt.

Bei einer Portrait-Aufnahme legt man viel Augenmerk auf Lichtführung, Bildausbau und Kameratechnik. Und das ist ohne Zweifel richtig. Was macht dann aber den Unterschied aus, dass manche Portraits seelenlos aussehen oder man auf anderen Portraits das Gefühl hat, die Persönlichkeit des porträtierten Menschen zu erkennen?

Eine Begegnung von zwei Menschen

Die Stimmung zwischen zwei Menschen, also dem Fotografen und dem zu portraitierenden, ist das eigentliche, das man auf einem Foto sieht. Und genau dies macht den Unterschied aus zwischen einem Retorten-Portrait, bei dem technisch alles stimmen mag, aber die Seele fehlt, und der Begegnung zweier Menschen. Die Kunst dabei ist im Grunde so alltäglich: den Gegenüber offen und vorurteilsfrei zu begegnet und ihn als den Mensch zu sehen, der er ist. Allerdings tragen wir alle tagtäglich unsere Masken und so ist es immer ein besonderer Moment, wenn es gelingt, dass das Gegenüber seine Maske fallen lässt.

Egal, welchen Status er hat. Ob Top-Manager, Promi oder Knasti. Allen gemein sind die grundsätzlichen menschlichen Bedürfnisse und menschliche Eigenschaften. Liebe, Angst, Aggression, Hunger, Durst, Lust auf Sex. Wer hinter die Kulisse blicken kann, den Menschen aufbauen, und ihren wahren Charakter erfasst, ist nicht nur ein großer Fotograf. Er ist auch ein großartiger Mensch, bei dem sich andere angenommen fühlen. Den größten Fotografen ist dies buchstäblich in die Wiege gelegt, beispielsweise Peter Lindbergh, Walter Scheels oder Jürgen Teller.

Faszinierendes Video-Projekt von Canon Australien

Zu welch unterschiedlichen Ergebnissen man bei einem Portrait kommt, wenn man das Gegenüber auf seine äußeren Merkmale begrenzt, zeigt sehr beeindruckend Canon Australien in einem Promo-Video. Die Aufgabe: Sechs Fotografen sollen eine Person portraitieren. Ihnen wurden unterschiedliche Informationen über diese Person gegeben: Bei dem einen war er ehemaliger Alkoholiker, bei anderen Selfmade-Millionär, Ex-Häftling  oder Gedankenleser.

OK, die Fotografen wurden durch das Auftreten des Schauspielers stark manipuliert. Und anscheinend denken sie – oder es ist ihnen gesagt worden -, dass sie den Protagonisten entsprechend der erhaltenen Infos in Szene setzen sollen. Doch wie auch immer die Bilder entstanden sind: Sie zeigen überspitzt, was passiert, wenn man nicht den Menschen an sich im Blick hat. Die Resultate sind höchst unterschiedlich. Sie spiegeln die Vorurteile über die zu portraitierende Person wider, die sich der jeweilige Fotograf alleine durch die knappe Beschreibung der Person kurz vor dem Shooting erhalten hat.

Eine ganze Serie von Canon Australia

Dieses Video zeigt dies sehr eindrucksvoll und mittlerweile ist es mit über 11 Millionen Klicks ein richtiger Youtube-Hit geworden. Daher hat Canon Australien mit „THE LAB: Shifting Creative Thinking Behind The Lens“ eine ganze Serie zu ähnlichen Themen erstellt. Eine weitere Aufgabe war, nichts zu fotografieren: Sechs Personen sollen Fotos von einer weißen Wand machen. Dabei sind sie auf die unterschiedlichsten Ideen gekommen (siehe weiteren Artikel auf gut-fotografieren.de).

 

Erhalte monatlich einen Newsletter rund um die Fotografie. Kostenlos und jederzeit kündbar.






Abonnieren
Benachrichtige mich bei
18 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
8 Jahre zuvor

Hi, this is a comment.
To delete a comment, just log in and view the post's comments. There you will have the option to edit or delete them.

8 Jahre zuvor

test

8 Jahre zuvor
Reply to  Markus

testff

Kai
8 Jahre zuvor

Netter Übersetzungsfehler: „A psychic“ ist mitnichten ein psychisch Gestörter – sondern vielmehr ein Gedankenleser/Hellseher.

8 Jahre zuvor
Reply to  Kai

Ups, Danke für den Hinweis, Kai. Das werde ich gleich ändern.

Mario Liedtke
8 Jahre zuvor

6 Photographers are told 6 different lies.
Also normalerweise sorgt man bei einem Vergleich für ansonsten gleiche Bedingungen. Hätte ich einen Menschen und sollte ihn als Millionär, Knasti etc. ablichten, so würden bereits dadurch 6 völlig verschiedene Bilder entstehen. Was für ein Quatsch wieder! So blöd kann auch nur CANON sein.. echt..

8 Jahre zuvor
Reply to  Mario Liedtke

Ja, gleiche Bedingungen hätte das vielleicht noch spannender gemacht. Aber die Kernaussage stimmt dennoch: Man lässt sich doch sehr von dem Äußeren leiten. Zumindest ist aus dem Video nicht hervor gegangen, ob die Fotografen die Person nach seiner Geschichte oder als Mensch portraitieren sollen. Viele Grüße, Markus

Bettina Binder
8 Jahre zuvor

Hier wurde sehr anschaulich dargestellt, wie reine Informationen einen Einfluss auf den Ausführer(Fotographen) haben und somit zu einem unterschiedlichen Resultat führen.
Sozusagen der altbekannte „Blickwinkel“. Für mein Empfinden sehr aufschlussreich. (Natürlich nicht „messbar“ für die Kritiker, aber die Bilder zeigen es auf: „Ich mach Dein Bild, wie ich Dich sehe…“ ((Ansonsten hätten wir nur handwerklich hervorragende „Fahndungsfotos“))

8 Jahre zuvor
Reply to  Bettina Binder

Ja. Spannend wird es dann, wenn es gar keine Infos zu der Person gibt. Dann kommt der Faktor „Selbstportrait“ noch stärker zu tragen. In diesem Beispiel ist es ganz anschaulich, wie unser Vorurteil das Bild bestimmt.

Rudolf Zettelmann
8 Jahre zuvor

@ Markus: Da gibt es noch 3 Gelegenheiten für eine Korrektur:
von jemandeM
spiegeln … wider
unterschiedlich und
LG, Rudi

8 Jahre zuvor

Danke Rudolf, habe ich korrigiert

Sasa von Bremen
8 Jahre zuvor

Ja, die Fotografen lassen sich durch die Vorgeschichte beeinflussen. ABER, lassen wir uns nicht auch beeinflussen in der Sichtweise der Bilder durch eben diese Vorgeschichte? Fühlt sich jeder objektiv in der Lage die Portraits der jeweiligen Vorgeschichte zuzuordnen, wenn sie vorher nicht bekannt gewesen wäre? Entscheident ist nicht was wir sehen, sondern wie wir es sehen…… und sehen wollen.

8 Jahre zuvor

Auf den Punkt gebracht, das denke ich auch. Daher ist das auch immer ein Portrait des Fotografen.

Kerstin Pukall
8 Jahre zuvor

…klar gibt man als Fotograf immer einen Teil von sich selber preis – das ist die Handschrift! Natürlich lässt man sich von der Vorgeschichte beeinflussen – ist es nicht auch meist der Wunsch des Models oder des Auftraggebers so etwas mit ins Bild aufzunehmen. Für mich stehen allerdings im Vorfeld die Körpersprache und die Mimik als authentische Erkennungsmerkmale des Menschen.

Andrea Zahnfee Wellmann
8 Jahre zuvor

Es stimmt, jede(r) Fotograf(in) hat seinen eigenen Stil. Sehr interessant gemacht.

Dirk Vorderstraße
8 Jahre zuvor

Interessantes Video bzw. Experiment! Jeder sollte möglichst immer unvoreingenommen herangehen. Ich stimme auch zu: könnten wir die Fotos den Vorgeschichten zuordnen? Ich denke nicht!