Buchkritik zu Fotografieren mit Schwarzweißfilm

Fotografieren mit Schwarzweißfilm Der Praxisleitfaden von Kamerakauf bis Dunkelkammer

Vor allem die analoge Schwarzweiß-Fotografie bietet viele Ausdrucksmöglichkeiten, angefangen von der Aufnahme bis zur Entwicklung des Films. Das Buch Fotografieren mit Schwarzweißfilm führt praxisgerecht in das Thema ein.

Gelungene Schwarzweißaufnahmen sind zeitlos und absolute Hingucker. Allein zu dem Thema Schwarzweiß findest Du so einige Bücher und sogar ganze Zeitschriften. Die Vielfalt reicht von Einsteiger-Tutorials über komplexe Verfahrensbeschreibungen bis hin zu Bildbänden für Liebhaber und Sammler. Doch oft sind von Schwarzweißaufnahmen die Rede, die digital entstanden sind. Die Digitalfotografie hat dem gezielten Weglassen von Farbinformationen in der Fotografie einen ordentlichen Vorschub verliehen. Entwicklungs-Tools für RAW Bilder und Bildbearbeitungsprogramme verfügen bereits über gut austarierte Vorgaben (Presets), die aus einem farbigen Bild per Mausklick ein ordentliches Schwarzweißbild zaubern. Filterpaletten leisten ihr übriges im digitalen Postprozess, lassen beispielsweise den Betrachter vermeintlich in die Anmutung analoger Filmfotografie eintauchen.

Abbildung der Titelseite des Buches Fotografieren mit Schwarzweißfilm Der Praxisleitfaden von Kamerakauf bis Dunkelkammer vom d.punkt Verlag

Fotografieren mit Schwarzweißfilm
Der Praxisleitfaden von Kamerakauf bis Dunkelkammer
Autor: Rainer Wohlfahrt
dpunkt.verlag – 2021
165 x 239 mm, 134 Seiten, 119 Abb.
Download Inhaltsverzeichnis und Leseprobe 3. Kapitel
Zielgruppe: Einsteigerinnen und Einsteiger
ISBN 978-3-86490-824-8
Print: 22,90 €; Digital: 17,99 €; Bundle: 27,90 €

Da scheint Rainer Wohlfahrts Praxisleitfaden fast wie ein einsamer Rufer in der Wüste. Denn er beschreibt den analogen Weg mit Filmkameras. Im Buch Fotografieren mit Schwarzweißfilm erfährst Du, wie man mit Schwarzweißfilm fotografiert, ihn selbst entwickelt und vergrößert. Ergibt es angesichts so viel digitalem Perfektionismus noch Sinn, seine alte analoge Kamera und einen kompletten analogen Prozess für die Bildentstehung und -präsentation zu reaktivieren? Oder gar erst das Equipment, teils auf dem Gebrauchtmarkt zu erstehen und sich mühsam einzuarbeiten? Über die möglichen Beweggründe, digital oder analog zu fotografieren, wird allenthalben viel diskutiert in den sozialen Medien. Wie ist Deine Meinung dazu? Kommentiere gerne den Artikel.

Analog in Schwarzweiß fotografieren

Der Autor Rainer Wohlfahrt beschreibt in seinem Buch Fotografieren mit Schwarzweißfilm (auf Amazon) nur den analogen Weg, also vom Fotografieren mit einer Filmkamera bis zum fertigen Bild. Der Funke springt beim ersten Durchblättern des Buches bereits über: Im Gegensatz zu vielen technisch orientierten Büchern und Beiträgen über fotografische Belange, die viel zu häufig eher lieblos illustriert sind, zeigt Wohlfahrt uns mit seinen Aufnahmen, dass man auf dem analogen Wege immer noch technisch perfekte und inhaltlich bewegende Bilder erstellen kann.

Neben zahlreichen technischen Abbildungen, vermittelt er uns auf 21 Bildtafeln mit beeindruckenden Schwarzweißbildern, was möglich ist. Mit Bedacht teils ganzseitig, teils doppelseitig platzierten, sind Wohlfahrts Bilder ein großartiges Credo an die analoge Schwarzweißfotografie, sie gehen ins Herz eines engagierten Hobbyfotografen.

Bei aller Freude über die gelungenen Fotografien in diesem Buch geht es natürlich um einen technisch orientierten Beitrag für unser Hobby. Rainer Wohlfahrt zeichnet den vollständigen Prozess nach, von der Filmbelichtung mit der analogen Kamera bis zum fertigen Bild aus der klassischen Dunkelkammer. Er klammert den digitalen Postprozess der Digitalisierung von Schwarzweißnegativen bewusst aus und konzentriert sich ausschließlich auf traditionelles Handwerk. Als Anmerkung: Wenn Dich das Thema Digitalisieren von Dias und Negativen interessierst, findest Du hier eine umfangreiche Serie von mir.

Drei Hauptbereiche

Der Einstieg des Werkes ist in drei Kapiteln dem Aufnahme-Equipment gewidmet. In Die Kamera wird auf die verschiedenen Kamera-Gattungen Kleinbild, Mittelformat und Großbild eingegangen. Hilfreich ist, dass die dementsprechenden Filmformate der unterschiedlichen Systeme vergleichend in Originalgröße abgebildet sind.

In Das Objektiv werden beispielhaft gängige Kleinbildobjektive im Bereich 35 bis 105 mm in ihrer Bildwirkung besprochen und dargestellt. Auf die häufigsten Fallstricke beim Kauf gebrauchter Kameras und Objektive, wird umfassend hingewiesen: Wie man den korrekten Ablauf des Kameraverschlusses testet, das optische System (Sucher, Objektiv(e)) prüft, das bei älterem Equipment, je nach Langzeitlagerung von Fungus befallen sein könnte und das Einpreisen eventuell anfallender Instandsetzungskosten durch eine Fachwerkstatt nach einem Privatkauf.

Das Kapitel Über Handbelichtungsmesser fällt mit nur drei Seiten eher kurz aus, es gäbe dazu noch viel zu sagen. Immerhin werden die unterschiedlichen Messmethoden hinreichend erläutert.

Wohlfahrt gibt bei der Besprechung der Aufnahmetechnik einen ersten groben Überblick. Absichtlich ist sein Werk kein didaktisches Lehrbuch geworden, den Anspruch an ein Kompendium für analoge Fotografie will es ebenso wenig erheben. Der Autor holt vielmehr absolute Einsteigerinnen und Einsteiger ab, die noch keinerlei Berührung mit der analogen Bilderwelt hatten und gibt ihnen eine erste, wertvolle Orientierung.

Sehr viel detaillierter wird Rainer Wohlfahrt in den Kapiteln Der Film und seine Entwicklung und Die Dunkelkammer, die auch für ausgefuchste Digitalfotografinnen und -fotografen lesenswert sind, sofern sie sich erstmals eine Dunkelkammer einrichten möchten. Neben erforderlicher Hardware und ihrer Handhabung macht der erfahrene Bildjournalist Rainer Wohlfahrt erst einmal sehr anschaulich klar, was ein perfektes Negativ ausmacht, wie sich die Wahl der Filmemulsion und der Belichtung des Filmmaterials auf seine vielfältigen Möglichkeiten aber auch eventuelle Einschränkungen bei der Ausarbeitung in der Dunkelkammer auswirken können. Sehr ausführlich werden Filmentwicklungs- und Papiervergrößerungsprozess erläutert. Hier spricht unverkennbar ein Praktiker und lässt den Leser unmittelbar an seinen Erfahrungen teilhaben.

Abgerundet wird Wohlfahrts Werk durch eine Einkaufsliste für die analoge Fotografie. Diese bezieht sich vorwiegend auf alles was für die Filmentwicklung und die Arbeit in der Dunkelkammer erforderlich ist. Mit einem Schnell-Check für gebrauchte Kameras und Objektive am Beispiel einer mechanischen Kleinbildkamera beschließt Wohlfahrt sein Buch. Der sehr ausführliche Index ist eine hervorragende Hilfe, sich mit fachlicher Terminologie rasch vertraut zu machen.

Mein Fazit zum Buch Fotografieren mit Schwarzweißfilm

Wer sich völlig unerfahren aber konsequent durch traditionelle Handwerkskunst an die analoge Bilderwelt herantasten möchte, der sollte den Wohlfahrt gelesen haben, bevor er sein Geld ausgibt. Hermann Groeneveld

Weitere Literaturempfehlungen aus dem dpunkt.verlag (Auswahl):

Absolut analog (Link zu Amazon)
Arbeiten mit Film und manuellen Kameras

Architektur in Schwarzweiß (Link zu Amazon)
Industrieruinen, Sakralbauten und Stadtlandschaften fotografieren

Die Magie der Schwarzweißfotografie (Link zu Amazon)
Schwarzweißmotive erkennen und stimmungsvolle Bilder gestalten (Link zu Amazon)


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Kategorie Neuigkeiten, Ratgeber

Verheiratet, zwei erwachsene Kinder, eine Enkeltochter • Geboren 1956 in Ostfriesland • Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb • Photographie seit 1968, anfangs mit der Agfa Synchro Box • Schulzeit bis 1973 • Arbeit auf einem Bauernhof 1973 / 1974 • Übersiedlung von Ostfriesland nach München • Technische Ausbildung 1974 – 1977 in München • Seit 1977 Arbeit für verschiedene Firmen im technischen Bereich • Dozent für praktische Photographie an der Volkshochschule von 1981 bis 1983; Schwerpunkt: Landschaftsphotographie • Familiengründung und Übersiedlung in die Gemeinde Sauerlach 1983 • Seit 1991 als Technischer Redakteur tätig • Arbeit als Redakteur und Korrespondent für verschiedene Photozeitschriften und Artwork Magazine (1982 – 2004) • Veröffentlichung verschiedener Photobücher und Kalender über Natur und Landschaft, sowie die Basler Fasnacht • Bevorzugte analoge Kamerasysteme: Leica M und Rolleiflex / Rolleicord TLR • Digitale Photographie: Nur wenn es unbedingt sein muss (Fuji X-T) • Weitere Hobbys und Interessen: Kontrabass spielen, Raumfahrt, interplanetare Forschung • Lieblingsgericht: Was meine Frau gerade kocht

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