Bewusste Kamerabewegung als Stilmittel – Das steckt hinter ICM

Intentional Camera MovementEin Katamaran auf Fehmarn. Das Rot des Segels ist ein wunderbarer Kontrast zu dem Blau der See und des Himmels. Die Kamera habe ich während der Belichtung horizontal bewegt

Mit einer bewussten Kamerabewegung während der Belichtung kannst Du kreative Fotos erschaffen. Diese Technik ist auch als intentional camera movement (ICM) bekannt.

Was ist Intentional Camera Movement (ICM)?

ICM, ausgeschrieben intentional camera movement , ist eine Technik, bei der die Kamera während der Belichtung bewusst bewegt wird. Der Fokus liegt auf den dynamischen, verwischten Linien und Formen, die durch die Bewegung entstehen. Es ist sicherlich ein Erbe des Pictorialismus. Meist wird die Bewegung horizontal oder vertikal ausgeführt, Du kannst aber auch damit experimentieren, die Kamera um die Objektivachse zu drehen.

Diese Motive eignen sich für ICM besonders gut

Natur: Die Natur ist ein idealer Spielplatz für ICM. Versuche, einen Waldweg, fließendes Wasser oder den Himmel bei Sonnenuntergang einzufangen. Die organischen Formen und Farben werden zu abstrakten Gemälden verschmelzen.

Stadtlandschaften: Großstädte mit ihren belebten Straßen, Wolkenkratzern und Lichtern bieten unzählige Möglichkeiten für faszinierende ICM-Aufnahmen. Experimentiere mit der Bewegung inmitten des städtischen Trubels. Interessant sind vor allem gerade strukturen, die man mit einer bewussten Kamrabewegung verlängern kann. Damit das gut klappt, empfehle ich das Fotografieren mit einem Stativ. So kannst Du ein vertikales beziehungsweises horizontales Verwischen des Motivs am besten kontrollieren. Als Inspiration empfehle ich die Werke der Fotokünstlerin Sabine Wild.

Mit diesen Kameraeinstellungen gelingen ICM-Aufnahmen

Langsame Verschlusszeit: Die wichtigste Kameraeinstellung ist eine ausreichend langsame Verschlusszeit, die erst die gewünschte unscharfe Darstellung ermöglicht. Wähle eine Verschlusszeit je nach Motiv von etwa 1/4 Sekunde bis mehrere Sekunden, um genügend Zeit für die Kamerabewegung zu haben. Mein Tipp: versuche die Kamera möglichst gleichmäßig und langsam zu bewegen, während sie belichtet. Fange schon vor der Belichtung mit der Bewegung an und löse dann im passenden Moment aus. Das bedarf viel Übung und mindestens dutzende Fotos, die für die Tonne sind – aber mit der Zeit wird die Trefferquote immer besser.

Manueller Fokus: Setze den Fokus manuell auf eine bestimmte Entfernung oder auf Unendlich, um während der Bewegung keine ständige Fokussierung zu haben. Ich fokussiere dazu zunächst per Automatik auf das Motiv und deaktiviere dann den Autofokus.

ISO-Einstellungen: Stelle die Empfindlichkeit ( ISO) auf den niedrigsten Wert und verwende keinen automatischen ISO. Der niedrigste ISO-Wert ermöglicht eine möglichst lange Belichtungszeit. ICM profitiert von klaren Linien und Farben, die bei niedrigen ISO-Werten zudem besser zur Geltung kommen.

Zeitvorwahl: Entweder belichtest Du im M-Modus, doch Du kannst es Dir auch einfacher machen: Wähle die Zeit-Automatik, die Kamera bestimmt dann aufgrund des zuvor fest eingestellten niedrigsten ISO-Wertes und der Belichtungszeit die passende Blendenöffnung. Bei sehr hellem Umgebungslicht kannst Du zusätzliche einen Graufilter (auch bekannt als ND, Nautraldichte) verwenden, der das einfallende Licht reduziert.

Stativ oder Freihand: Je nach gewünschtem Effekt kannst du ICM mit einem Stativ für präzise Bewegungen oder freihändig für mehr Unberechenbarkeit durchführen. Ich habe meine Bilder alle freihand fotografiert, aber vor allem für die Verlängerung gerader Strukturen – Stichwort Architekturaufnahmen – würde ich ein Stativ unbedingt empfehlen.

Der Klassiker aller ICM-Bilder sind Aufnahmen von Bäumen. Mit ihren vertikalen Linien eignen sie sich ideal dazu, diesen abstrakten Effekt zu erzielen. abgebildet sind Birken im Winter

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