Tipp: Bildband „Found, Not Lost” von Elliot Erwitt

Buchcover von vorne auf weißem Hintergrund vom Bildband Found, nit lost von dem Fotografen Elliot Erwitt„Found, Not Lost” von Elliot Erwitt

Aus rund 600.000 Aufnahmen nicht veröffentlichten Aufnahmen hat Erwitt Eliott eine beeindruckende Auswahl erstellt, die seine gesamte fotografische Schaffenszeit umfasst. Die Bilder sind im Bildband „Found, Not Lost” veröffentlicht.

Elliott Erwitt ist einer meiner fotografischen Vorbilder, durch deren Bilder ihrer Laufbahn ich viel gelernt und meinen Ansatz zu fotografieren erweitert und verbessert habe. Der amerikanische Fotograf wird dieses Jahr 93 Jahre alt. Ein Beitrag von Hermann Groeneveld.

Einige Fotografien aus dem Bildband „Found Not Lost“  von Elliot Erwitt

Automat. New York City, 1953 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

Perth, Australia, 2000 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

New York City, 1954 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

New York City, 1954 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

New York City, 1948 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

New Rochelle, New York, United States, 1960 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

New Orleans, 1950 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

New Orleans, 1947 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

Butlins holiday camp. Barry Island, Wales, 1978 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

Blackpool, England, 1975 © Elliott Erwitt / Magnum Photos

170 beste Fotografien von 600.000 Aufnahmen

Im hohen Alter und nach unzähligen Veröffentlichungen in Magazinen, Bildbänden und Ausstellungen hat sich Elliott Erwitt 2018 nochmal in sein Archiv tausender Fotografien begeben, um das zu entdecken, was er Dekaden zuvor bei kritischen Bildauswahlen beiseitegelegt, für nicht vorzeigenswert befunden und vielleicht sogar längst vergessen hatte. Er entdeckte dabei Bilder, denen er früher keine große Beachtung geschenkt hatte, mit neuen Augen. Er verspürte einen ‚ungewöhnlichem Herzschlag‘ bei der Betrachtung des bisher Unbeachteten, wie er selber konstatierte.

„In meinen Neunzigern sehe ich meine Arbeit anders, als ich sie je zuvor gesehen habe …“.

Aus unglaublichen etwa 600 Tausend gesichteten Fotografien stellt Erwitt knapp zweitausend dieser neu entdeckten Werke zusammen, um die Auswahl schließlich auf 170 Bilder zu reduzieren.

Daraus ist nun ein Bildband entstanden, den ich Dir sehr ans Herz legen möchte. Interessant ist dieses Buch für diejenigen, die sich für Fotografie-Klassiker interessieren, und sich gerne von aussagekräftigen Schwarzweißfotografien aus der analogen Bilderwelt inspirieren lassen. Der Band trägt den Titel „Found Not Lost“ und kommt in einem geschmackvollen Leineneinband daher. Auf dessen Titel wurde eine von Ewitts Fotografien so aufgeklebt, als sei es ein Originalprint aus dem Fotolabor, auf dem sogar noch die Perforation des Kleinbildfilmes sichtbar ist. Am Ende des Beitrags zeige ich einige Bilder des Fotobandes.

Der Bildband „Found Not Lost“  von Elliot Erwitt ist bei Gost Books in London erschienen. Auf der Webseite des Verlages sind als Vorschau einige Seiten des Buches abgebildet. Für 77,65 Euro inklusive Versand kannst Du das Buch direkt beim Verlag bestellen.

Edel gemacht und doch auf das Wesentlichste reduziert

Sorgsame Zusammenstellung unterschiedlichster Motive und fotografischer Gelegenheiten, die dennoch untereinander auf ganz eigene Weise zu korrespondieren scheinen und kleine Geschichten erzählen. Etwa 40 Abbildungen als Einstieg in den Band entstanden in den 40er und 50er Jahren, sind quadratisch und lassen das klassische 6 x 6-Filmformat, möglicherweise der damals unter Profifotografen sehr verbreiteten ‚zweiäugigen’ Rolleiflex TLR als Werkzeug vermuten. Diese Serie besteht größtenteils aus lebhaften Porträts und gefühlvoll arrangierte Gruppenbilder, von den Bildinhalten in sich eher ruhend, jedoch handwerklich präzise.

Danach wird in das klassische Kleinbild-Format gewechselt; diese Bilder entstanden wohl überwiegend mit der von nahezu allen Berufskollegen Erwitts damals benutzten Leica M3. Bei Flickr findet man gar ein Foto seines Handwerkszeugs. Mit dem Einzug der Kleinbildfotografie hat sich auch der Stil Erwitts gewandelt: Die Bildinhalte werden komplexer, spontaner, mehr dem fotojournalistischen Anspruch und der Schnelligkeit und Unauffälligkeit der Leica-Messsucherkamera gerecht werdend.

Und noch einmal wird uns, an knackige Bildschärfe gewohnten, digital Fotografierenden, vor Augen geführt, das Unschärfe ein belebendes Bildgestaltungsmittel sein kann. Das beeindruckt selbst dann, wenn die Szene in eine vollkommene Unschärfe mit groben Bildkorn eintauscht. In der digitalen Bilderwelt ist uns dieser Blick zum Teil abhanden gekommen.

Die Bilder wirken, das Layout hält sich angenehm zurück

Ein ruhiges Layout tut gut, ein informatives Vorwort von Vaughn Wallace erzählt knapp aber unterhaltsam die Geschichte des Zustandekommens dieses Werkes, sehr persönlich auf Erwitt bezogen. Eine Bildlegende rundet das Werk ab, aus der wir entnehmen, dass die gezeigte Bildauswahl zeitlich die gesamte Schaffensperiode des Fotografen umspannt, von den 40er Jahren bis in die Zeit kurz nach der Jahrtausendwende.

Found, Not Lost
Found, Not Lost
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Zuletzt aktualisiert am 5. März 2024 um 04:37 . Zwischenzeitlich können sich die hier angezeigte Preise geändert haben. Alle Angaben ohne Gewähr.

Der fotografische Werdegang von Elliot Erwitt

Erwitt wuchs in Mailand und Paris auf, emigrierte als elfjähriger Bub mit seiner Familie in die USA. Er studierte in Los Angeles und arbeite in einem Fotolabor, bevor er als Zwanzigjähriger nach New York umzog. Zu fotografieren begann er möglicherweise inspiriert durch seine Labortätigkeit, aber ganz sicher durch die Begegnung mit einigen damals schon bekannten Fotografen wie Robert Capa. Bereits seit 1953 war Erwitt Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos, die unter anderem von Capa mitgegründet wurde. Später war Erwitt sogar zeitweilig ihr Präsident und Vizepräsident.

Eine beachtliche Porträtsammlung prominenter Persönlichkeiten sowie unzählige Reportagen tragen heute Erwitts Handschrift: Fotografien von Marilyn Monroe, Marlene Dietrich und Jacqueline Kennedy. Sogar Fidel Castro, Che Guevara und Nikita Chruschtschow zählen dazu, womit im Laufe von Erwitts Karriere zahlreiche fotografische Ikonen entstanden – er selber wurde zu einer Ikone der Fotografie.

Elliott Erwitt hielt nach Situationen und Sujets Ausschau, die eine humorvolle Hintergründigkeit, manchmal gar Tiefgründigkeit zeigen und den Betrachter zum Schmunzeln anregen. Oft zeigen die Bilder die Leichtigkeit eines zufälligen Schnappschusses. In Wahrheit aber beruhen sie auf gewissenhafter Planung und aufmerksamer Beobachtung. Unterstrichen wird die Reduzierung der Bildinhalte auf Wesentliches durch konsequente Schwarzweiß-Fotografie.
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Kategorie Fotografie, Neuigkeiten

Verheiratet, zwei erwachsene Kinder, eine Enkeltochter • Geboren 1956 in Ostfriesland • Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb • Photographie seit 1968, anfangs mit der Agfa Synchro Box • Schulzeit bis 1973 • Arbeit auf einem Bauernhof 1973 / 1974 • Übersiedlung von Ostfriesland nach München • Technische Ausbildung 1974 – 1977 in München • Seit 1977 Arbeit für verschiedene Firmen im technischen Bereich • Dozent für praktische Photographie an der Volkshochschule von 1981 bis 1983; Schwerpunkt: Landschaftsphotographie • Familiengründung und Übersiedlung in die Gemeinde Sauerlach 1983 • Seit 1991 als Technischer Redakteur tätig • Arbeit als Redakteur und Korrespondent für verschiedene Photozeitschriften und Artwork Magazine (1982 – 2004) • Veröffentlichung verschiedener Photobücher und Kalender über Natur und Landschaft, sowie die Basler Fasnacht • Bevorzugte analoge Kamerasysteme: Leica M und Rolleiflex / Rolleicord TLR • Digitale Photographie: Nur wenn es unbedingt sein muss (Fuji X-T) • Weitere Hobbys und Interessen: Kontrabass spielen, Raumfahrt, interplanetare Forschung • Lieblingsgericht: Was meine Frau gerade kocht

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